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Wege aus der Trauer finden

Ev. Dekanat DarmstadtTabitha Oehler

Tabitha Oehler, langjährige Trauerseelsorgerin in der Region Südhessen, ist in einem Gottesdienst durch den stellvertretenden Dekan Sven Sabary am 2. Juli im Erica-Küppers-Haus in Weiterstadt-Braunshardt in den Ruhestand verabschiedet worden.

Es ist ein Jubiläum und auch zugleich ein Abschied. Denn Tabitha Oehler hat vor 20 Jahren die Trauerseelsorge im damaligen Evangelischen Dekanat Darmstadt-Land begründet und kontinuierlich erweitert. Die Gemeindepädagogin und zertifizierte Trauerbegleiterin hatte zunächst eine halbe Stelle inne, später eine volle Stelle. Sie begleitet Menschen, die einen Verlust erfahren haben. „Die Menschen wissen nicht, wohin mit ihrem Schmerz, viele kapseln sich ein, jede und jeder entwickelt einen individuellen Mechanismus mit dem Verlust umzugehen“, erläutert Oehler.

Die 65-Jährige bietet den Betroffenen im Erika-Küppers-Haus in Weiterstadt-Braunshardt seit zwei Jahrzehnten Raum und Zeit in einer geschützten Atmosphäre. Hier können sie ihrem Verlust Ausdruck geben, sich mit ihren Empfindungen auseinandersetzen, erkennen, was sie selbst brauchen und wie sie den Weg aus der Trauer finden. Viele Menschen aus dem südhessischen Raum nutzen die vielfältige Angebote, die von Einzelgesprächen für Trauernde und Menschen in Lebenskrisen über diverse Gruppen - beispielsweise für trauernde Eltern, junge verwitwete Menschen mit Kindern oder Erwachsene, deren Elternteil gestorben ist -  bis zu Gottesdiensten und Veranstaltungen wie dem Sonntagstreff reichen.

Bildungsarbeit und Fortbildungen zu den Themen Tod und Trauer für diverse Zielgruppen wie Konfirmandengruppen oder haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende gehören auch zu ihrem Aufgabenspektrum. Der Bedarf an Beratung und Begleitung sowie an Austausch in Gruppen war von Anfang an sehr groß und so finanzierte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ab 2009 zusätzlich zur halben Dekanatsstelle eine weitere halbe Stelle. So konnte Tabitha Oehler das Thema nachhaltig und breit angelegt bearbeiten, indem sie die AG Trauerseelsorge der EKHN als Vorstandsmitglied mitgründete und das Netzwerk Trauer Südhessen mit aufbaute.

Tabitha Oehler und wechselnde ehramtliche Teams haben sich darüber hinaus engagiert - unter anderem mit der mehrfachen Beteiligung an der Nacht der Kirchen in Darmstadt und mit einem Stand auf drei Evangelischen Kirchentagen. Sehr dankbar ist das Dekanat, dass die Evangelische Kirchengemeinde Weiterstadt der Trauerseelsorge von Beginn an Räume im Erika-Küpers-Haus mietfrei zur Verfügung gestellt hat und auch der Kirchenvorstand sowie das Pfarrteam vor Ort sie stets unterstützte. Tabitha Oehler hat ehrenamtlich Mitarbeitende gewinnen können - wie Ingeborg Schiller, die federführend den Sonntagstreff entwickelt hat und bei der Ausleihe der umfangreichen Fachliteratur aus der Bibliothek unterstützte oder Hans Göttmann, der die Website eingerichtet hat und die Wanderungen für Trauernde mit betreut.

Viel Zuspruch erfahren auch die Trauerreisen, die Tabitha Oehler angeboten hat, anfangs für trauernde Jugendliche nach Frankreich, später gemeinsam mit den Evangelischen Frauen in die Schweiz oder dieses Jahr in den Schwarzwald. „Wer allein arbeitet wie ich, sucht sich Kooperationspartner“, betont die Trauerbegleiterin. Projekte wie ‚Leere Wiege‘ mit der Klinikseelsorge in Darmstadt oder Gruppenangebote für trauernde Kinder mit dem Malteser Hilfsdienst sind Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit. Tabitha Oehler kennt die Facetten des dynamischen Trauerprozesses, der ganz individuell verläuft. „Die Betroffenen sollen erkennen: nicht ich bin verrückt, sondern die Situation. Für mich steht alles still und für andere geht alles weiter wie vorher.“ Die Arbeit als Trauerbegleiterin sei fordernd, aber auch erfüllend, „wenn ich sehen kann, wie Menschen mit ihren Verlusten leben lernen, die Trauer bewältigen und ihren eigenen neuen Weg finden können.“

Tabitha Oehler ist in Baden-Württemberg aufgewachsen, ihr Vater war Pfarrer. Zum Studium ist sie nach Darmstadt gekommen und hat an der Evangelische Hochschule Gemeindepädagogik studiert. In der Erziehungszeit für ihre drei Kinder hat sie sich in der Erwachsenenbildung weitergebildet und war dann selbst in der Fortbildung tätig, hat unter anderem religionspädagogische Themen für Erzieher*innen angeboten. Eine Ausbildung in der Telefonseelsorge hat sie im Jahr 2000 abgeschlossen. 1998 ist ihre Tochter gestorben, daraufhin hat sie eine Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern gegründet. Oehler ist Mitglied im Bundesverband Trauerbegleitung (BVT), Trauernde Eltern sowie in Kontakt mit AGUS (Angehörige um Suizid).

Eine halbe Stelle Trauerseelsorge im Evangelischen Dekanat Darmstadt ist ausgeschrieben und wird voraussichtlich im Herbst 2023 wieder neu besetzt sein. Informationen dazu und zu den Angeboten sind weiterhin unter www.trauerseelsorge.de zu finden.

Langversion der Pressemitteilung zum Abschied von Tabitha Oehler

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