„Nähe zu Gott und den Menschen“
R. Keller/DekanatDekan Arno Allmann wird in einem Gottesdienst in der Ev. Kirche Ober-Ramstadt verabschiedet.21.04.2022 dl_mtj Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
M. Thierolf/DekanatOBER-RAMSTADT. „Innehalten. Und dann etwas sagen oder tun, was auf gute Weise weiterführt“, so charakterisierte Propst Stephan Arras in seiner Anrede die besonnene Amtsführung von Arno Allmann als Dekan während der vergangenen 20 Jahre. Bei der Verabschiedung und Entpflichtung am Palmsonntag in Ober-Ramstadt benannte der Starkenburger Propst was dem scheidenden Dekan stets wichtig war und ist: die Nähe zu Gott und den Menschen. Er zitiert Allmann mit dem Satz „Ich hab’s halt gerne mit de Leut“.Für den schließt sich ein Kreis: Am 30. April endet seine Dienstzeit als Dekan. Ab Mai bis zum Ende des Jahres wird der 65-jährige Pfarrer vertretungsweise zuständig sein für einige Bergsträßer Gemeinden wie Beedenkirchen, Schönberg, Wilmshausen, Gronau und Zell. Arno Allmann war 16 Jahre Gemeindepfarrer in Erzhausen bis er ab August 2002 als hauptamtlicher Dekan das Evangelische Dekanat Darmstadt-Land leitete, das sich mit 18 Kirchengemeinden von Erzhausen bis Pfungstadt und Gundernhausen bis Ernsthofen erstreckte und in dem zuletzt rund 41.000 Mitglieder lebten. Er wurde jeweils mit sehr großer Mehrheit von der Dekanatssynode, dem regionalen Kirchenparlament, wiedergewählt. Im August 2020 begann seine vierte Amtszeit, die mit der Fusion der Nachbardekanate Darmstadt-Land und Darmstadt-Stadt zum 1. Januar 2022 endete. Geschäftsführend haben er und Dekanin Ulrike Schmidt-Hesse die Leitung des ‚Evangelischen Dekanats Darmstadt – Gemeinsam Kirche in Stadt und Land‘ bis zum 30. April inne. Ab Mai werden die neu Gewählten – Dekan Dr. Raimund Wirth und Stellvertretender Dekan Sven Sabary – die Leitung des Dekanats Darmstadt übernehmen.
Für eine Kirche, die Menschen mit ihren Sorgen im Blick behält
„Nahe bei den Menschen, warmherzig, besonnen und klug, und immer auch humorvoll und gerne feiernd, das war und ist dein Stil“ – wie treffend Stephan Arras seinen langjährigen Kollegen Arno Allmann charakterisiert, zeigte sich nach dem Gottesdienst beim Empfang in der Stadthalle Ober-Ramstadt vor rund 100 Gästen. Dies kam zum Ausdruck in den Grußworten für die Dekaninnen und Dekane, für das katholische Dekanat, für die Stadt Ober-Ramstadt, für die Nieder-Ramstädter Diakonie und für das regionale Diakonische Werk Darmstadt-Dieburg. Der frühere stellvertretende Dekan Christoph Mohr würdigte unter dem Motto „Warum es eine gute Zeit war!“ das vertrauensvolle und gestaltende Wirken von Allmann in seiner Amtszeit. Dank kam auch von den Mitarbeitenden: Clemens Bittlinger, Referent für Mission und Ökumene im Dekanat blickte mit Lied und Poetryslam auf die kreative und produktive Zusammenarbeit zurück. Für eine festliche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes und des anschließenden Empfangs sorgten Dekanatskantorin Gerlinde Fricke und der Posaunenchor Ober-Ramstadt. Dekanatsjugendreferent Jürgen Zachmann und Mitglieder des inklusiven Theaterensembles Chamäleon drückten mit dem Lied „An Tagen wie diesen“ ihre langjährige Verbundenheit mit ihm aus und holten ihn zum gemeinsamen Schlussrefrain noch auf die Bühne. Inklusion und Integration sowie diakonische Arbeit, sind Arno Allmann sehr wichtige Anliegen. Er ist langjähriges Mitglied in zahlreichen Gremien und wird in einigen auch weiterhin ehrenamtlich tätig sein - unter anderem als Vorsitzender des Stiftungsrates der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) und im Hospiz- und Palliativverein Darmstadt. Das macht deutlich, was ihm am Herzen liegt: die Unterstützung der Kirche für Menschen, die Hilfe benötigen, eine Kirche, die Menschen mit ihren Sorgen im Blick behält. Deshalb hat er auch die Gäste gebeten, statt Geschenken für den Familienunterstützenden Dienst der NRD zu spenden, der sich aktuell auch um Geflüchtete aus der Ukraine kümmert.
Veränderungsprozesse verantwortlich mitgestalten
Die Arbeit von Arno Allmann in den letzten 20 Jahren wurde sehr hoch geschätzt - von den Mitarbeitenden im Dekanatszentrum, den Pfarrerinnen und Pfarrern wie auch den Vorstandsmitgliedern der Kirchengemeinden im Dekanat. Er gilt als seelsorgerischer und fürsorglicher Dekan, der die Fähigkeit besitzt, Konflikte zu lösen und einen präsenten und zuverlässigen Führungsstil pflegt. Arno Allmann sah es stets als seine Aufgabe an, „die Veränderungsprozess in Gesellschaft und Kirche verantwortlich und vorausschauen mit zu gestalten.“ Den sechsjährigen Fusionsprozess mit dem Nachbardekanat hat er als große Herausforderung erlebt. Galt es doch zukunftsorientierte und tragfähige Konzeptionen für alle Arbeitsbereiche zu erstellen - von der Gemeindepädagogik über die Kirchenmusik, Bildung und Gesellschaftliche Verantwortung bis zu Ökumene und Interreligiösen Dialog. Man habe bei der Zukunftswerkstatt in Pfungstadt am Anfang des Prozesses bewusst viele Menschen und gesellschaftliche Gruppen eingebunden, um zu klären „was ist uns wichtig, was wird benötigt?“, so der scheidende Dekan und ergänzt: „Es war eine Aufbruchstimmung dort spürbar, wir haben wichtige Impulse und Ideen mitgenommen.“
Arno Allmann war bewusst, dass ehrenamtlich Engagierten in der Kirche zukünftig eine noch wichtigere Rolle zukommen werde. „Sie brauchen dafür fachliche Förderung – vor allem im Hinblick auf die Übernahme von Leitungsaufgaben – und auch Freiräume zur Gestaltung,“ betonte Allmann und sorgte für die entsprechenden Rahmenbedingungen. Zentrale Aufgabe für ihn als Theologe sei es, Menschen anzuleiten und zu ermutigen, aus dem Glauben heraus ihr Leben zu gestalten, den Glauben im Alltag zu bewahren und sich der Nöte dieser Welt anzunehmen. Dies sah er als Auftrag an die Evangelische Kirche in der Region, die über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, kulturell-theologischen Veranstaltungen oder Angeboten in den Bereichen Musik, Erwachsenenbildung, Trauerseelsorge und weiteren Arbeitsfeldern für die Menschen erlebbar werde. Besondere Anliegen waren und sind für Allmann ökumenische Projekte wie ‚Kirche findet Stadt‘, die Lösungsansätze für die diakonischen und sozialpolitischen Aufgaben in der Gemeinwesenarbeit aufzeigen. Auch für die Allianz für den freien Sonntag, getragen von Kirchen, Gewerkschaften und Sportverbänden, hat er sich aktiv eingesetzt.
Hintergrund
Arno Allmann, aufgewachsen im Odenwald, hat in Tübingen evangelische Theologie studiert, war in Darmstadt Vikar in der Friedensgemeinde und absolvierte ein Spezialpraktikum im Fortbildungsbereich des Darmstädter Elisabethenstiftes. Zu seinen Aufgaben als Dekan gehörte insbesondere die Personalverantwortung für rund 30 Pfarrerinnen und Pfarrer, ihre Konferenzen und Fortbildungen. Der Theologe führte die laufenden Geschäfte der Dekanatsverwaltung in Ober-Ramstadt und koordinierte die Arbeit der Mitarbeitenden des Dekanats. Als Dekan war er Bindeglied zwischen den Kirchengemeinden und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Arno Allmann und sein Mann wohnen in Nieder-Ramstadt.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken