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Konfitag 2022 - Anders ist normal

M. Thierolf/DekanatKonfitag 2022 - Begrüßung der teilnehmenden Gruppen

240 Jugendliche aus vielen Kirchengemeinden erfahren beim dekanatsweiten „Konfi-Tag“ in Nieder-Ramstadt spielerisch viel über Glauben, Vertrauen und ein Leben mit Beeinträchtigungen. Der christliche Illusionist und Artist Mr. Joy setzte mit seinen Showelementen einen Höhepunkt. Das Team um Godwin Haueis und Jürgen Zachmann hatten zwölf interessante Workshops für die Konfis organisiert, die fröhlich und konzentriert Gemeinschaft erlebten.

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M. Thierolf/DekanatKonfitag 2022 - Mr. Joy und der Gittertrick

NIEDER-RAMSTADT. Wie mühsam es ist, ganz alltägliche Situationen zu meistern, wenn das Gefühl in den Fingern fehlt, haben viele Jugendliche hautnah erleben können. Mit dicken Handschuhen versuchen sie den Reißverschluss einzufädeln und Gürtelschlaufen zu schließen. Währenddessen setzten sich Jamie und Ben in Rollstühle und versuchen im von Selen markierten Bereich zu bleiben und das orangefarbene Hütchen zu umfahren.  Sie nehmen am Workshop „Handicap-Parcour“ in der Turnhalle auf dem Gelände der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) teil und gehören zu den rund 240 Konfirmandinnen und Konfirmanden, die an diesem sonnigen Samstag mit ihren Begleitteams angereist sind, um beim „Konfi-Tag“ des Evangelischen Dekanats Darmstadt dabei zu sein. „Anders ist normal“ lautet das Motto dieses Tages, das im Eröffnungsgottesdienst und in den zwölf Workshops auf unterschiedliche Weise thematisiert wird. Wie komme ich im Alltag zurecht, wenn ich gehbehindert oder dement bin? Wie fühlt es sich an, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein? Wie fließend sind die Übergänge zwischen Genuss, Gewohnheit und Sucht? Mit diesen und vielen weiteren Lebensfragen, haben sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden praxisnah und spielerisch auseinandergesetzt. Es war der erste gemeinsame Konfitag im fusionierten Evangelischen Dekanat Darmstadt, die Jugendlichen kamen aus Kirchengemeinden von Arheilgen bis Eberstadt von Griesheim über Pfungstadt und Ober-Ramstadt bis Gundernhausen. „Nutzt die Gelegenheit, tolle Erfahrungen zu sammeln und nehmt diese mit!“, sagte Dekanats-Jugendreferent Jürgen Zachmann zur Begrüßung. Sie könnten in den bunt gemischten Gruppen „neue Leute kennenlernen sowie Augen, Ohren und Herz für Diakonie und Inklusion öffnen“ ergänzte Stadtjugendreferent Godwin Haueis. 

Menschen ohne Vorurteile begegnen

Im Workshop „Inklusion praktisch und kreativ“ konnten Jugendlichen nicht nur über Begriffe wie Inklusion, Exklusion, oder Integration und deren Bedeutung diskutieren, sondern auch ihrer Kreativität freien Lauf lassen.  Beim Parcour zum Thema ‚Sinne wahrnehmen‘ ging es für die Heranwachsenden ums Fühlen, Hören und Schmecken und es machte ihnen sichtlich Spaß.  Zum Thema Demenz hatte die Workshopleiterin verschiedene Stationen aufgebaut: die Jugendlichen waren konzentriert dabei, beispielsweise Teile zusammenzufügen oder über ein Spiegelbild mit Messer und Gabel Gegenstände auf einem Teller anzurichten. Was sich als herausfordernde Aufgabe erwies. In einem weiteren Workshop erlebten die Konfirmandinnen und Konfirmanden wie schwierig es ist, mit einer Sehbehinderung – simuliert durch eine milchige Brille - über das Außengelände zu laufen.

Viele Mädchen und Jungen tasten vorsichtig und unsicher mit den Füßen, wenn sie mit verbundenen Augen - geführt von anderen Teenagern - den Parcour mit den großen Hindernissen in der Turnhalle bewältigen. „Viele probieren es aus, manche sind sehr motiviert und ziehen andere mit,“ freute sich das Team um Gerlinde Fricke. Beim Workshop ‚Joint Tonic‘ diskutieren die Jugendlichen mit Mitarbeitenden der Fachstelle Suchtprävention des Landkreises Darmstadt-Dieburg über Beispiele problematischen Verhaltens und versuchen diese einzuordnen: Ist das Genuss, Gewohnheit, Missbrauch oder Sucht? Sie erkannten, dass eine reale Sucht den Betroffenen keinen Spielraum mehr lässt aufzuhören und diesen für soziale Kontakte, Job oder Schule vielfach die Energie fehlt. Es überrascht, was die Konfis so alles dem ‚Sucht-Sack’ entnehmen: von der E-Zigarette und der Bierflasche über die Schmerzmittelpackung, Kaffee und Energiedrinks bis zu Glücksspieltickets und Abos von Streamingdiensten.

Jonglage und Zauberkunst mit Glaubensbotschaft

Gleich zu Beginn erlebten die Jugendlichen eine mitreißende Show des Zauberers, Illusionisten und Akrobaten Mr. Joy alias Karsten Strohhäcker. Während er zu rhythmischer Musik scheinbar mühelos durch vergitterte Fenster steigt und Glühlampen per Fingerschnippen einschaltet, erzählt er vom Glauben. Mr. Joy gelingt es an diesem Abend unglaubliche Zauberkunststücke in Symbole für Glaubensfragen zu verwandeln. Er bezieht immer wieder sein Publikum ein, Jungen und Mädchen assistieren ihm bei den Zaubertricks, bei denen es um persönliches Vertrauen geht, darum, Halt zu finden. Joy lädt dazu ein, Gott näher kennenzulernen: „Gott liebt uns unabhängig davon, was wir leisten. Wir können frei sein, von Gott getragen sein.“

Godwin Haueis und Jürgen Zachmann freuten sich nach langer Zeit wieder eine Veranstaltung mit so vielen Jugendlichen durchführen zu können, wenn auch Corona-bedingt mit gewissen Auflagen. Sie haben die Konfis als gelassen, fröhlich und konzentriert in den Workshops erlebt. „Es war wichtig, dass wir vorher alle Konfigruppen besucht und mit ihnen das Thema Diakonie vertieft haben“, betonen die Jugendreferenten. Zum Gelingen dieses außergwöhnlichen Konfi-Tages haben auch die Gemeindepädagog:innen, die Pfarrerinnen, Pfarrern wie auch die ehrenamtlichen Teamer aus den Kirchengemeinden des Dekanats mit ihrem großen Engagement beigetragen.

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