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Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas-Evangelium 6,36)

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Kirche und Gesellschaft aktiv mitgestaltet

Ev. Kirchengem. Gräfenhausen-SchneppenhausenPfarrer Hartmut Stiller

Hartmut Stiller, der langjährige Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinden Gräfenhausen-Schneppenhausen und Weiterstadt, geht in den Ruhestand. Zusätzlich zu seinen vielfältigen Aufgaben hat er sich ehrenamtlich auf Dekanats- und landeskirchlicher Ebene sowie in der Kommune engagiert. Der Theologe wurde am 12. Januar um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche Gräfenhausen von Propst Stephan Arras und Stellvertretendem Dekan Sven Sabary verabschiedet.

Gräfenhausen/Weiterstadt. Für Hartmut Stiller schließt sich ein Kreis: Am 12. Januar 2023 feiert er seinen 66. Geburtstag und wurde verabschiedet in der Kirche, in der er am 12. Januar 1986 vom damaligen Propst Heinrich Nikolaus Caspary ordiniert wurde und seinen Dienst als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gräfenhausen- Schneppenhausen aufnahm. Es folgten 37 Jahre, die von Kontinuität wie auch Veränderungen gekennzeichnet waren. Stiller kennt sehr viele Menschen in der Kommune, denen er nicht nur in Gottesdiensten, bei Taufen, Trauungen oder Beerdigungen, bei Jubiläumsbesuchen oder als Seelsorger begegnete. Eine große Zahl Kinder und Jugendliche hat er im Religions- oder Konfirmationsunterricht begleitet und auch als Eltern von vier Kindern haben er und seine Frau Petra Stiller vielfältige private Kontakte geknüpft. „Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt“, freut sich der Theologe. Hartmut Stiller war stets offen und zugewandt, das haben die Menschen vor Ort sehr wertgeschätzt. Eine Neuausrichtung seiner Arbeit ergab sich aus der Kooperation mit der benachbarten Evangelischen Kirchengemeinde Weiterstadt, die er anregte und maßgeblich vorantrieb. Seit 2008 ist ein vierköpfiges Pfarrteam für Braunshardt, Gräfenhausen, Schneppenhausen und Weiterstadt  sowie der Riedbahn zuständig. „Wir arbeiten sehr gut und verlässlich zusammen, respektieren unsere unterschiedlichen Stärken und Schwächen und haben thematische Schwerpunkte bilden können“, betont Stiller. Die Pfarrerinnen Simone Bachinger, Inka Gente und die Pfarrer Raphael Eckert-Heckelmann und Hartmut Stiller bilden das Team.  In den Bauausschüssen der beiden Kirchengemeinden und in der Öffentlichkeitsarbeit – von der Gemeindebriefredaktion bis zur Website – hat sich Stiller intensiv eingebracht. Auch die zwei Gemeindepädagoginnen sind Teil des multiprofessionellen Teams und bereichern durch ihre unterschiedlichen Angebote das Gemeindeleben in Weiterstadt und allen Stadtteilen. „Neben den kirchlichen haben wir uns zudem weitere Freiräume geschaffen, um uns aktiv in der Stadtgesellschaft einzubringen“, so Stiller, der sich elf Jahre als stellvertretender Vorsitzender des Weiterstädter Bildungsbeirates und seit 2012 als Sprecher des Weiterstädter Arbeitskreises „Gegen das Vergessen“ engagierte. Seine Kolleginnen, sein Kollege und ehrenamtlich Aktive engagieren sich in kommunalen Gremien, unter anderem für Frühe Hilfen, Integration, Musik und Sport. Gerne hat Stiller auch die Klausur-Wochenenden der beiden kooperierenden Kirchengemeinden mit vorbereitet, an denen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende sich in freundlicher Atmosphäre intensiv über Glaubens-, Religions- und Kirchenthemen, aber auch Struktur- und Strategiefragen austauschten. Dabei konnte er seine Erfahrungen als Systemischer Organisationsberater einbringen. Seit über zwanzig Jahren berät Stiller für das Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN (IPOS) Kirchengemeinden - zu Change Management, Konfliktlösung, Kooperationen, Nachbarschaftsräumen sowie Bestandsaufnahme und Zukunftsplanung.

Zum Glauben fand Hartmut Stiller über Kontakte zur Evangelischen Kirchengemeinde in Gernsheim, in der er konfirmiert wurde und wo er in der Jugendarbeit aktiv war. Eine wunderbare Erfahrung war für ihn das Ostertreffen in Taizé. Bereits als Kind und insbesondere als Jugendlicher hat er sich viele Gedanken über Gerechtigkeit gemacht, auch die Frage ‘Wo gehöre ich hin?‘ hat ihn beschäftigt. Die Eltern stammen aus Sachsen, und als der Vater eine Anstellung als Laborleiter der Mälzerei in Gernsheim fand, zog die Familie ins hessische Ried. Er studierte evangelische Theologie in Mainz und Marburg. „Ich bin überzeugt, dass Jesus all das vertreten hat, was dieser Welt eine Zukunft gibt“, bekennt Hartmut Stiller. Sein Vikariat führte ihn in die Südostgemeinde Darmstadt, das Spezialvikariat ins Konfessionskundliche Institut des Evangelischen Bundes nach Bensheim. In der Evangelischen Kirchengemeinde Gräfenhausen-Schneppenhausen bildete er seit 2003 zusammen mit Pfarrerin Inka Gente ein kleines Pfarrteam, das schnell vertrauensvoll zusammenarbeitete.

Die Leidenschaft für Basketball hatte Hartmut Stiller schon in jungen Jahren und so gründete er 1978 die Basketballsparte in seinem Heimatort  Gernsheim. Die vielen Aufgaben als Pfarrer in zwei Kirchengemeinden mit ursprünglich 9.000 Gemeindegliedern ließen ihm wenig Zeit für das Hobby. Außerdem hatte er sich seit 1988 ehrenamtlich auf Dekanats- und landeskirchlicher Ebene engagiert. Von 1988 bis 1996 war er Beauftragter für Mission und Ökumene des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Land. Im Anschluss war er fünf Jahre Mitglied der Landessynode der EKHN. Zwischenzeitlich war er auch als Lehrpfarrer tätig. Von 2002 bis 2010 gehörte er dem Dekanatssynodalvorstand Darmstadt-Land an und war stellvertretender Dekan. Seine zehnjährige Tätigkeit als Mitglied des Schlichtungs-Ausschusses der EKHN endete im Dezember 2022.  

Hartmut Stillers Herz schlägt auch für die Ökumene, die er in Weiterstadt als gut und kollegial beschreibt. Der ökumenische Neujahrsempfang hat Tradition, es gibt Taizé-Andachten, gemeinsame Gottesdienste und Dienste in den beiden Alten- und Pflegeeinrichtungen in Weiterstadt. Eine Besonderheit ist der Ökumenische Asylkreis Weiterstadt, den er mitgegründet hat und der einen hohen Stellenwert in der Kommune genießt. Seit 1988 engagierte er sich in diesem Hilfs-Netzwerk. „Es kommen keine Ströme, Wellen, Massen oder was auch immer zu uns, sondern immer Einzelschicksale, die zuallermeist schlimme Gewalterfahrungen machen mussten – zuhause in ihrem Land und sehr oft auch auf der Flucht“, so Stiller. 

Im Ruhestand will der Theologe weiter als Berater des IPOS tätig sein, sich aber auch wieder mehr der Literatur widmen und dabei theologische, soziologische und philosophische Themen vertiefen. Außerdem freut er sich darauf, mehr Zeit mit seinen vier Enkelkindern verbringen zu können, wobei das Fünfte schon unterwegs ist.

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